Off the Wagon

Find the video of the ascent here:  Simon Unger “Off the Wagon”

Schon als Kind habe ich von diesem unglaublich spektakulären Boulder geträumt. Damals war ich sofort geflasht, als ich das erste Mal Chris Sharma in dem Film „Dosage 3“ gesehen habe, wie er das steile Leistenschild probierte. In den letzten Jahren stand ich des Öfteren vor dem mächtigen Felsblock und hab mir versucht vorzustellen, wie es sich anfühlen würde diesen Boulder zu probieren.

Mitte Februar 2019 war es dann so weit. Die erste Session im „Off the Wagon“. Zu meinem Glück war an diesem Tag auch noch Jimmy Webb, wohl einer der stärksten Fels-Boulderer überhaupt, mit von der Partie. Nach dem Aufwärmen probierten wir gemeinsam den Boulder, wobei Jimmy den Sitzstart versuchte.

Die Linie verläuft durch einen ca. 50 Grad steilen Überhang. Um die Startposition einzunehmen, muss man zunächst auf den Heuwagen steigen, der direkt unter dem Boulder steht. Die Crux des Boulders besteht aus den ersten beiden Zügen, wobei der erste Zug der schwierigste ist. Man nimmt die Startposition ein, indem man zwei kleine Leisten über Kopf Vollgas herstellt. Nun stellt man den linken Fuß auf einen nicht vorhandenen speckigen Tritt und den rechten Fuß auf einen relativ guten Tritt, der allerdings etwas schräg angeordnet ist. Jetzt folgt der erste und zugleich schwerste Zug. Man reißt an den zwei kleine Leisten an und feuert auf eine Leiste für das erste Fingerlied. Hierbei ist es wichtig, dass man die Leiste mit vier Fingern und halb aufgestellt erwischt. Nachdem man den ersten Zug erfolgreich ausgeführt hat, hängt man nun ziemlich aufgespannt an den beiden Leisten und die Füße hängen in der Luft. Als nächstes kommt der spektakuläre „Campusmove“. Zunächst versucht man den Körperschwerpunkt unter den rechten Arm zu bekommen und löst dann die linke Hand vom Startgriff. Das ganze Körpergewicht hängt nun am angewinkelten rechten Arm. Man taucht unter dem rechten Arm durch und versucht den rettenden Schlitz zu treffen. Dort angekommen folgen noch ein paar weitere Hangelzüge an guten Leisten bis man die Kante erreicht. Von dort geht es über gute Griffe in die Ausstiegsplatte bis hoch zum Top.

In der ersten Session habe ich es nicht geschafft, die Leiste für das erste Fingerglied perfekt zu erwischen. Meistens bin ich nur mit drei Fingern hängend angekommen und konnte die Position nicht abhalten. In den darauffolgenden Wochen habe ich viel Zeit am Moon Board verbracht, um meine Leistenpower zu verbessern. Der Aufwand hat sich drei Wochen später spürbar ausgezahlt. In der zweiten Session habe ich mich um einiges stärker als beim letzten Mal gefühlt.

Und dann war es endlich soweit. Ich habe den ersten Zug abgehalten. Überrascht und voller Nervosität, setzte ich zum „Campusmove“ in den rettenden Henkel an. Uuund zack, stand ich auch schon wieder auf dem Crashpad. Ich hatte die Leiste nicht richtig in der Hand und somit nicht genügend Kraft, um den Hangelzug ausführen zu können. Einerseits war ich unglaublich happy, dass ich den schwersten Zug geschafft hatte und andererseits verärgert, dass ich den Boulder nicht gleich fertig geklettert bin.

Während der Pause vor dem nächsten Versuch hat es dann angefangen zu nieseln. „Das darf doch nicht wahr sein“, dachte ich mir und schlüpfte in meine Schuhe, um den nächsten Versuch zu setzen. Ich chalkte meine Hände, schloss anschießend die Augen und ging im Kopf die Züge durch. Voll konzentriert nahm ich die Startposition ein und feuerte fest entschlossen auf die Leiste. Volltreffer! Ich hatte die Leiste perfekt erwischt. Voller Euphorie den ersten Zug ein zweites Mal geschafft zu haben, setzte ich den „Campusmove“ an. „Yes, getroffen!“ Energiegeladen kletterte ich bis hoch zur Ausstiegsplatte. Dort angekommen musste ich feststellen, dass die Griffe schon etwas nass waren. Behutsam schlich ich über die Platte bis hoch zum Top. „YES!!!“ Überglücklich setzte ich mich ganz oben auf den Felsblock und blickte hinunter zu meiner Crew, die mich lautstark den Boulder hochgebrüllt hatte. Ich konnte es noch gar nicht richtig begreifen. Langsam kletterte ich den Fels an der Rückseite hinab und versuchte mir klar zu machen, was gerade passiert war. Mit einem dicken Smile im Gesicht kam ich um den Block gelaufen und die Jungs gratulierten mir zum Durchstieg.

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Luis Gerhardt und Leon Fraunholz bedanken, die mich bei beide Sessions tatkräftig unterstützt haben! Außerdem möchte ich mich ebenfalls bei Kim Marschner für die Fotos bedanken!

 

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