Die Geschichte meiner ersten 9a

Die Geschichte meiner ersten 9a, wie es dazu kam, Hürden, Probleme und vieles mehr werde ich versuchen ein wenig näher zu bringen. Nach einem sehr verregneten Kurztrip Anfang November nach Mallorca, hoffte ich inständig auf eine gute Gesinnung des Wettergottes und schöne Tage in Osp. Der Felsriegel Misja Pec in Slowenien gilt seit Jahrzehnten als Klettermekka, gelegen in Istrien und nicht weit entfernt vom Meer. Gesundheitlich etwas angeschlagen begann der Urlaub und die angenehme frische Luft trug deutlich zu meiner Besserung bei. Das Wetter war hervorragend, eigentlich war nur ein Tag von neun etwas bewölkt, ansonsten hatte es angenehme 10 bis 15 Grad, mit Sonne am Felsen gefühlt noch etwas mehr.

Ich wusste, dass ich in guter Form bin, weil ich bereits in Mallorca einige schwere Routen in wenigen Versuchen klettern konnte. Unter anderem „Perestroika“ (8c) im 3ten Go, eine wenig wiederholte Route im sehr senkrecht und plattigem Gelände. Allerdings stand auch eine weniger trainingsintensive Periode bis Weihnachten an, nach einer doch sehr langen Wettkampfsaison. Die beiden Faktoren ließen mich also zwar motiviert, aber auch etwas entspannter in den Klettertrip starten.

Aber warum gleich wieder an den Fels?

Ich habe zwei sehr schweren Wettkampfsaisonen hinter mir. 2018 hatte ich mein Masterstudium erfolgreich abgeschlossen. Da kommt dann natürlich eine enorme Belastung zum normalen Training hinzu. Die Doppelbelastung hat sehr viel Energie gekostet und sich im Endeffekt auf die Ergebnisse ausgewirkt und auf die Zeit am Fels, die irgendwie gegen Null schrumpft. Anfang 2019 dann schließlich der Schock. Im Training beim Bouldern von einem Volumen abgerutscht und unglücklich gelandet: Diagnose Wadenbeinfraktur und Bänderriss. Ausfall von 6 Wochen, dann Reha und die Zeit die man wieder braucht um Boulderzüge am Limit machen zu können, sich zu trauen wieder auf den Fuß fallen zu können. Wichtige Zeit die mir fehlte in der Vorbereitung, weshalb ich die Zeit bis zu den Weltcups im Sommer ausschließlich in der Halle verbrachte. Letztlich lief es bei der Deutschen Leadmeisterschaft dann auch nicht. Zuvor hatte ich viel verändert, war besser in Form und auf dem richtigen Weg. Dann kommt auch noch Pech dazu, ich rutsche im Halbfinale von einem Tritt ab und lande unverhofft und definitiv nicht am Ende meiner Kräfte im Seil und muss mich mit dem 9ten Platz, ein Platz zu wenig fürs Finale, zufrieden geben. Da habe ich gewusst ich muss radikal was ändern. Aber was? Ich muss wieder mehr auf mein Stärken vertrauen und mein Ding machen: wieder mehr Klettern und auch raus an den Fels.

Deshalb stand für die Weihnachtsferien die Reise nach Slowenien auf dem Programm. Eigentlich wollte ich eher eine andere Route probieren, eher im flacheren oder mäßig überhängenden Gelände, das wäre eher mein Ding. Doch auf der rechten Seite von Misja Pec kann es im Winter sehr kalt sein, weil die Sonne erst auf der linken Seite des Riegels ihre Sonnenstrahlen ausbreitet. So kam es dann zufällig, dass ich mich am ersten Klettertag an der linken Seite aufwärmte und mir dachte: Wieso eigentlich nicht mal die Route „Sanjski par“ probieren? Die ist in der Sonne, beziehungsweise kann man sich zwischen den Go’s noch in der Sonne aufhalten. So kam ich dann eher zufällig zu meinem Projekt für diesen Trip. Der Sonne sei Dank.

Ich investierte 5 Klettertage für den 8c+-Teil, wobei ein Klettertag immer nur bis spätestens 15 Uhr ging, danach wurde es zu ungemütlich kalt, schließlich kann man den Rest des Tages auch noch angenehm in Straßencafes in Izola oder Portoroz verbringen, ein weiterer wichtiger Punkt bei Projekten. Immer wieder mal abschalten. Ganz geht’s dann doch nicht. Nachdem ich rund 5 Mal direkt nach dem 8c+-Umlenker gefallen bin wird es vom Kopf her nicht einfach, wenn die schwerste Route die man bis dato geklettert ist, auch 8c+ war. Drei Tage vor Urlaubsende stieg ich wieder ein, dritter Klettertag und gute Conditions. Ich falle wieder an der 8c+-Umlenkung. Spontan entschied ich mich den Rest des Tages zu entspannen, Klettertag beendet, der Kopf war noch nicht bereit. Dann vierter Klettertag, Warm-up etwas zäh, schlechteres Gefühl als am Vortag, was soll’s. Einfach Vollgas geben. Route nochmal durchgeputzt, Schlüsselzüge nochmal probiert. Kurze Pause, die Sonne kommt raus, angenehme Temperatur, nicht zu warm, noch zu kalt. Ich steige ein, ein entspanntes Gefühl macht sich breit: „Okay, jetzt kann es gehen!“. Ich bin an der Schlüsselstelle, Vollgas geben, auf die Tritte konzentrieren und Spannung halten. Und dann ziehe ich plötzlich an den nächsten Griff, kann klippen und kann auch die nächsten Züge bis zum passablen Rastpunkt hinter mich bringen: „Okay, nur ein Stress, sauber arbeiten“. Ich kämpfe innerlich gegen die Endorphine, zum Ausstieg ist es nicht weit und nicht zu schwer mehr. Ich klippe die Umlenkung, ein Freudenschrei erschüttert den ganzen Sektor (hierfür nochmal Entschuldigung J ), aber es sind die Emotionen und die Leidenschaft zum Sport und zum Klettern ausmachen und die gab es reichlich. Meine erste 9a, sicherlich mehr als Motivation für viele weitere Felsprojekte und die Wettkampfsaison 2020.

 

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