Interview mit Martina Demmel Teil 1

Es gibt Tage, die sind wie jeder andere und es gibt welche, die in Erinnerung bleiben. Dann gibt es noch einzelne Tage im Leben, die das ganze Leben verändern können. Bei Martina war so ein Tag im Winter 2017, als sie mit 15 Jahren das erste Mal zum Klettern ging. Denn Ende 2018 zählte sie rund 130 Tage, die sie 2018 mit Felsklettern verbrachte und 2019 schon 210 Felsklettertage. Sprich: an nahezu jeden freien Tag, an dem sie nicht in die Schule musste, ging sie zum Felsklettern und auch an Schultagen ging sie danach noch zum Klettern am Fels. Was war das Ergebnis? Schon nach rund einem Jahr Klettern tickte sie Schwierigkeiten bis 8a+ und hatte Onsights bis 7c in der Tasche. Wohin würde diese Reise gehen? Heute zählt sie diverse 8c Routen auf ihrer langen Ticklist. Zeit für einen kleinen Rückblick, Martina.

Kletterlaufbahn

Desaster (10+) Bärenschlucht, © Christian Seitz

Erfolge:

Winter 2017: erste Klettertage

April 2018: erste 7b

Juni 2018: erste 7c

Juli 2018: erste 7c+ und 7c onsight

August 2018: erste 8a

September 2018: erste 8a+

2018: rund 130 Klettertage am Fels

März 2019: erster 7c Boulder

April 2019: erste 8b

Mai 2019: onsight 8a

August 2019: erste 8b+

November 2019: onsight 8b

2019: 210 Felsklettertage

Februar 2020: erste onsight 8a+ (ja, sie onsightete 8b vor 8a+!)

April 2020: erste 8c

 

Interview:

1. Hat es bei dir einen Moment gegeben, wo es einfach „Klick“ machte und du wusstest: Klettern wird elementarer Bestandteil meines Alltags und Lebens sein?

So einen direkten Zeitpunkt gab es glaube ich nicht. Schon nach 2-3 Mal klettern fiel mir auf: „beim Klettern wird’s nie langweilig“. Da habe ich die Zeit einfach völlig vergessen. Durch das Skifahren hatte ich da den Vergleich und da habe ich auch solche Erfahrungen gemacht, aber das war nicht so extrem. Manchmal sind beim Klettern einfach Stunden vergangen ohne, dass ich es mitbekommen habe. Da hat man eine Route gemacht und es gibt dann hunderte Routen und Züge daneben, die man noch machen könnte und man hat immer wieder was Neues zum Ausprobieren und Lernen vor sich. Da war mir klar: das kann ich mein ganzes Leben machen, ohne, dass es mir langweilig wird. Viele neue Klettergebiete, und ständig neue Routen und Züge entdecken. Gerade könnte mir nichts anderes oder besseres vorstellen.

Desaster (10+) Bärenschlucht ©Christian Seitz
2.) Wie waren die Reaktionen deines Umfelds z.B. Familie und Schulfreunde? Waren viele überrascht oder vielleicht verwundert, dass du in so kurzer Zeit eine so große Leidenschaft für den Klettersport entwickelt hattest und auch noch richtig gut darin warst?

Also eine Überraschung war es glaube ich vor allem, als der Wechsel vom Skisport zum Klettern stattfand. Doch gleichzeitig war das auch nicht so überraschend, weil es beides Sportarten sind wo man viel draußen ist und beides hat mit Bergen zu tun. Wo mein Umfeld jedoch gar nicht überrascht war, dass ich genauso viel Zeit mit dem Klettern verbrachte wie ich davor mit Skifahren verbracht habe. Aus fünfmal die Woche Skifahren, wurde dann eben rund fünfmal die Woche Klettern und das haben alle so angenommen und sich gefreut, dass ich meinen Spaß daran habe. Viele verstanden auch gar nicht so wirklich, was ich da so machte und ich bin nicht so der Typ, der dann im Detail davon erzählt. Deswegen glaube ich, dass bis heute nicht so viele wirklich wissen, was genau ich eigentlich mache und auf welchem Niveau ich klettere. Anstatt über Leistung zu reden, erzähle ich lieber diesen Freunden und Bekannten davon, was drum herum passiert also z.B. lustige Erlebnisse.

Odd Fellows (8c)
3. Die Kletterer unter sich sind ja eine besondere Community und viele fühlen sich durch eine ähnliche Mentalität verbunden. Wie hast du denn deine Kletterpartner für rund 130 Klettertage gefunden? Wer hat dich an die Hand genommen und dir die Klettergebiete gezeigt?

Also erstmal muss ich sagen, dass bei mir die nächsten Felsen fast näher sind als die nächste Halle. Die Kletterhalle ist ca. 30min entfernt und die meisten Leute gehen aber eigentlich nur in die Kletterhalle, wenn im Winter schlechtes Wetter oder wenig Zeit ist. Das waren auch die Leute, die ich dann kennengelernt habe und da gab es auch mehrere, die mich dann gefragt haben, ob ich mal mitkommen möchte. Anfangs war ich vor allem viel in Kochel und dann gabs Jemanden, der schon viel unterwegs war und viele Felsen und Routen kennt und der hat mich so das erste Jahr viel mitgenommen und begleitet. Das war kein Trainer, sondern einfach ein Freund, der mir viel gezeigt und mitgegeben hat. Dadurch bin ich fast nie in nicht so schöne Touren eingestiegen, da mir immer nur die besten Kletterrouten empfohlen wurden. Gleichzeitig wurde ich aber in Touren mit verschieden Styles geschickt, um nicht nur einen einseitigen Stil zu erlernen und um nicht immer nur das zu machen worauf ich gerade Lust habe.

Ich war also von Anfang an von Felskletterern umgeben und ist man mal am Fels, lernt man dort auch wieder neue Leute kennen. Im Sommer konnte ich auch nach der Schule noch zum Fels fahren, sodass ich da wirklich viele Felsklettertage sammeln konnte. Unter den Kletterern habe ich bisher auch noch keinen kennengelernt mit dem ich mich nicht verstehe. Alle denken recht ähnlich und man kann mit jedem bzw. fast jedem zum Klettern gehen und einen guten Tag zusammen verbringen.

Nach dem Durchstieg von Battle Cat (8c) ©Christian Seitz
4. Kannst du sagen, was dein Schlüssel zum Erfolg war? Wenn du einen Tipp geben müsstest, was würdest du sagen?

Ich wüsste jetzt nicht, was der Schlüssel zum Erfolg war. Ich glaube das gibt’s nicht und denke das kommt einfach über die Zeit, auch wenn das bei mir jetzt nicht so lange war. Ich sag immer ganz gerne: „ohne Erwartungen an die Sache rangehen“, obwohl mir das selbst nicht so leicht fällt. Es ist aber einfach wichtig, dass man mit Spaß rangeht, es genießt und sich nicht so viel Druck macht, dass es jetzt gehen soll, denn dann funktioniert es meist eh nicht.

Mein Tipp wäre auf jeden Fall: egal welche Tour, auch wenn sie mal nicht so gut ausschaut oder man denkt: „das ist jetzt gar nicht mein Style“, einfach mal alles probieren und so viele verschiedene Routen und Züge wie möglich machen damit man breit aufgestellt ist. Wenn man dann eine neue Klettertour probiert, kann man schneller neue Sequenzen lesen und braucht nicht so viele Versuche bis zur Lösung und kann sich so Kraft und Versuche sparen.

Dann würde ich noch einen anderen Tipp geben: mehr auf die Hüftbeweglichkeit und Beinarbeit zu achten und vor allem am Anfang viele technische Sachen einbauen. Auch wenn es mal nicht funktioniert, sollte man nicht immer denken: „ich habe zu wenig Kraft“. Das mag schon mal stimmen, aber insbesondere am Anfang ist das meist nicht der Hauptgrund, da man ganz viel Technik lernen kann, mit der man viel erreicht. Da kann ich bis heute noch super viel lernen, weil mit jeder Tour neue Züge kommen und man so ständig dazu lernt. Das ist auch das, was das Klettern meiner Meinung nach so spannend macht.

El mon de sofia (8b+) ©Simon Weisser

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